Unsere Auszubildende Mailin (1. Ausbildungsjahr) hat Mittelmeerluft geschnuppert und war vier Wochen für ein Auslandspraktikum auf der Insel Kreta. An ihren Eindrücken hat sie uns in einem Interview teilhaben lassen.

Mailin, erzähl mal, was hast Du auf Kreta gemacht?

Passend zu meiner aktuellen Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte habe ich in einer Rechtsanwaltskanzlei in Heraklion, der Hauptstadt von Kreta, gearbeitet. Die Kanzlei bestand aus einem Rechtsanwalt und zwei Fachangestellten – klein aber fein. Der Schwerpunkt der Kanzlei liegt auf Strafrecht und Asylrecht, weswegen ich meistens mit spannenden Fällen konfrontiert war. Ein Arbeitstag betrug ca. 6 Stunden und begann in der Regel um 8 Uhr.

Was waren Deine Aufgaben?

Zu meiner Hauptaufgabe gehörte die Unterstützung bei allen anfallenden Verwaltungstätigkeiten sowie die Digitalisierung der Handakten. Dies stellte sich zunächst als besonders schwierig heraus, da ich dies mit einer griechischen Tastatur machte und daher vorab das griechische Alphabet erlernen musste.

Ich organisierte die Gerichts- und Mandantentermine und erinnerte den Rechtsanwalt an seine Fristen. Des Weiteren übersetzte ich Schriftstücke von Deutsch / Englisch ins Griechische.

Bist du auf Schwierigkeiten gestoßen?

Auf keine, die sich nicht haben regeln lassen.

In der Kanzlei war die größte Schwierigkeit die Kommunikation. Meine Arbeitsaufgaben konnten wir auf Englisch abstimmen und ansonsten wurde notfalls alles mit Händen und Füßen geregelt. Des Weiteren musste ich erlernen im Umgang mit den Klienten sachlich und möglichst neutral zu bleiben, da die Kanzlei einige schwere Straftäter vertritt.

In der Unterkunft lagen die Schwierigkeiten ganz woanders. Wenn Menschen, die sich fremd sind, von heute auf morgen zusammenleben müssen, entsteht schonmal die eine oder andere Meinungsverschiedenheit. Das ist menschlich und konnte in jeden Fall geregelt werden.

Was waren Deine tollsten Erlebnisse?

Eines Abends lernten wir am Strand andere Jugendliche kennen und veranstalteten spontan ein Lagerfeuer, wo sich immer mehr zu uns gesellten. Die Nacht war geprägt von gemeinsamem Singen und tiefgründigen Gesprächen – einfach magisch. Am nächsten Tag haben wir uns mit den neu gewonnenen Freunden auf den Weg zu dem Berg gemacht, den wir die Nacht zuvor vom Strand sahen. Nach über 4 Stunden wandern, teils in der prallenden Hitze, erreichten wir endlich den Gipfel. Die Sonne ging gerade unter, weswegen sich der Himmel bunt färbte. In diesem Moment waren wir nicht nur stolz auf unsere Leistung, sondern fühlten uns frei und waren einfach nur wunschlos glücklich. Wir haben die Nacht auf dem Gipfel verbracht und beobachteten die Sterne.

Im Großen und Ganzen war die gesamte Zeit auf Kreta ein einzigartiges Erlebnis mit bereichernden Erfahrungen, einer wunderschönen Landschaft und tollen Menschen.

Was hast Du als größtes persönliches Learning mitgenommen?

Ich gewann viele neue Kenntnisse. Unter anderem verbesserte sich mein Fachvokabular und meine Ausdrucksfähigkeit in Englisch. Ebenso habe ich mehr Sicherheit und Selbstständigkeit im Umgang mit den Klienten erhalten.

Neben meinen neuen beruflichen und sprachlichen Fähigkeiten profitierte ich jedoch vor allem persönlich von meiner Reise.

Außerhalb von meiner Komfortzone und meines sozialen Umfeldes lernte ich mich selber von einer ganz anderen Seite kennen. Nicht nur selbstbewusster, sondern auch offener bin ich geworden. Vor Ausreise hatte ich Sorgen, was auf mich zu kommt, aber die Reise ins Unbekannte hat sich ausgezahlt. Mein persönlich größtes Learning? Einfach mal mutig sein!

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